Kapitel 1
Weltpremiere: ein chinesischer und ein Gregorianischer Kalender in einer einzigen Uhr vereint
Ein Kalender, der mit Jahreszeiten synchronisiert bleibt, die nicht auf Tagen, sondern auf Monaten beruhen. Jahre mit manchmal zwölf, dann wieder dreizehn Monaten, ergänzt durch unregelmäßig eingefügte Schaltmonate. Monate von 29, dann wieder 30 Tagen, wiederum in unregelmäßiger Abfolge. 120 Minuten dauernde Stunden. Ein Gregorianischer Kalender mit der üblichen Datumsanzeige. Eine Mondphase. Wie packen Sie all das in eine einzige Armbanduhr?
Und in Wirklichkeit noch mehr. Bei allen anderen uhrmacherischen Komplikationen, ob Tourbillons, Minutenrepetitionen oder ewigen Kalendern, können die Konstrukteure den wohlbekannten Wegen von zweihundert Jahren uhrmacherischer Erfahrung folgen, um zu wissen, was sie wie zu tun haben. Bei der Kombination eines chinesischen mit einem Gregorianischen Kalender ist das nicht der Fall, denn diese Komplikation wurde noch nie zuvor gebaut, so dass man sich auch nicht an bestehenden Konstruktionen orientieren konnte. Die Herausforderung, vor der die Uhrwerkkonstrukteure von Blancpain standen, als sie vor fünf Jahren die Entwicklung der Villeret Calendrier Chinois Traditionnel in Angriff nahmen, war denn auch gewaltig. Was sie schufen, nimmt nicht nur eine einzigartige Stellung als einzige in Serie produzierte mechanische Uhr der gesamten Uhrenindustrie ein, die einen traditionellen chinesischen Kalender mit einem Gregorianischen Kalender kombiniert, sie ist auch die erste in Serie produzierte Armbanduhr der Geschichte überhaupt, bei der diese Meisterleistung vollbracht wurde.
Falls Sie ein Gelehrter in Sachen Uhrwerke sind, haben Sie zweifellos schon an den erwähnten Punkten erkannt, dass es sich um ein äußerst kompliziertes Werk handeln muss. Ein paar Zahlen belegen dies: Das Kaliber 3638 umfasst 469 Einzelteile. Die Kalenderplatte, die vom weißen Blatt Papier aus von Grund auf entwickelt wurde, enthält allein sechs verschiedene Komponentenebenen! Mehr als zwanzig feine gerade Federn sind im Kalendermechanismus verbaut, sämtliche Zeiger von Hand satiniert und mit der Feile angliert (einfachere Marken benutzen dazu motorisierte Geräte). Um alles in den richtigen Zusammenhang zu rücken: Dieser kombinierte Kalender ist weit komplizierter als ein ewiger Kalender. In der Schwierigkeitsskala der Komplikationen folgt die Villeret Calendrier Chinois Traditionnel unmittelbar hinter der Minutenrepetition!
Bei Zeitmessern dieses Schwierigkeitsgrads können für die Montage nur die erfahrensten Uhrmachermeister eingesetzt werden, sie müssen zudem von Hand feinste Justierungen der einzelnen Komponenten vornehmen, bis die Uhr einwandfrei funktioniert. Daraus ergibt sich, dass der Calendrier Chinois Traditionnel im Blancpain-Atelier für große Komplikationen in Le Brassus zusammengebaut und fertiggestellt wird.
Das mystische Element des chinesischen Kalenders wird schon auf dem Zifferblatt offenbar. Unsere Rundtour beginnt logischerweise mit dem Unterzifferblatt unter dem Fenster bei 12 Uhr, das die chinesischen Stunden anzeigt. Eine traditionelle chinesische Stunde dauert 120 Minuten, und es gibt zwölf davon, was auf einer sehr einfachen Ebene nichts anderes als eine übliche 24-Stunden-Anzeige ist. Dabei würde jedoch ein entscheidender Unterschied zwischen einer herkömmlichen gregorianischen 24-Stunden-Anzeige und der chinesischen Version übersehen. Die chinesischen 120-Minuten-Stunden, die alle nach Tieren benannt sind, wechseln nicht um 12, 14 und 16 Uhr usw. Stattdessen beginnt hier der Tag mit der Stunde der Ratte um 23.00 und endet um 00.59 Uhr, gefolgt von der Stunde des Ochsen von 01.00 bis 02.59 Uhr, dann jener des Tigers usw. Die chinesischen Schriftzeichen für die numerischen Stunden sind außerhalb, jene für die Tiere innerhalb des Zifferblattrings angeordnet.
Über diesem chinesischen Stundenzifferblatt befindet sich das Fenster mit der Anzeige der chinesischen Tierkreiszeichen. Die chinesischen Tierkreiszeichen dürfen nicht mit unseren westlichen Tierkreiszeichen gleichgesetzt werden. Zwar sind beide in Zwölferzyklen gegliedert, doch die westlichen Tierkreiszeichen sind mit Monaten, die chinesischen mit Jahren verbunden. Zudem bestehen die chinesischen Tierkreiszeichen im Gegensatz zu den unseren vollständig aus Tieren.
Über die Auswahl und Ordnung der Tiere im chinesischen Tierkreis gibt es verschiedene Volkssagen und Überlieferungen. Nach einer Legende soll der Jadekaiser in einem Erlass den Tieren befohlen haben, um 5 Uhr früh am Tor seines Palasts zu erscheinen. Die Reihenfolge ihres Eintreffens werde dann die Reihenfolge der Stunden bestimmen. Um zum Palast zu gelangen, galt es einen reißenden Strom zu überqueren.
Zur befohlenen Stunde beschlossen die Ratte und die Katze, der schnellste Weg, den Strom zu überqueren, sei auf dem Rücken des Büffels. Auf halbem Weg stieß die Ratte die Katze ins Wasser. Und als der Büffel sich dem anderen Ufer näherte, sprang sie in einem Riesensatz an Land und traf zuerst ein. Der Büffel folgte alsgleich und sicherte sich das zweite Jahr. Dem Tiger gelang es kraft seiner enormen Stärke und als guter Schwimmer, den Strom als Dritter zu überqueren.
Geschickt von Stein zu Stein hüpfend, folgte der Hase als Vierter, obwohl er ins Wasser fiel und sich an ein Stück Treibholz klammern musste, um das andere Ufer zu erreichen. Überraschenderweise traf der fliegende Drache, der im Prinzip am schnellsten hätte da sein können, erst an fünfter Stelle ein. Offenbar hatte er sich verspätet, weil er unterwegs gute Taten vollbrachte, indem er unter anderem den Treibholzstamm des Hasen ans Ufer blies.
Nun tauchte das Pferd aus den Fluten auf, brachte jedoch nichtsahnend als blinden Passagier die Schlange mit. Am Ufer glitt sie von seinem Rücken, es erschrak, bäumte sich auf, und die Schlange schoss vor ihm durchs Tor, das Pferd so vom sechsten auf den siebten Platz verweisend. Die nächsten drei, die Ziege, der Affe und der Hahn, arbeiteten zusammen, um den Strom zu überwinden. Der Hahn erspähte im Schilf ein Floß, während die Ziege und der Affe es wieder flottmachten.
Erfreut über ihre gute Zusammenarbeit, verlieh der Kaiser der Ziege den achten, dem Affen den neunten und dem Hahn den zehnten Platz.
Der Hund kam als Elfter und blieb damit weit hinter seinen Möglichkeiten zurück; er hatte unterwegs zu spielen begonnen und sich so verspätet. Zuletzt kam das Schwein, auf dessen Reise ein Zwischenhalt zum Fressen mit anschließendem Verdauungsschläfchen nicht fehlen durfte. Was die ins Wasser gestoßene Katze betrifft, erklärte der Kaiser den Wettbewerb für beendet, bevor sie endlich völlig durchnässt eintraf. Eine andere Legende wiederum begründet die Auswahl und Abfolge der zwölf Tiere durch deren aktivste Tageszeit.
Die Anzeige der chinesischen Tierkreiszeichen ist eng mit dem Unterzifferblatt bei 3 Uhr verbunden, das die Elemente und die Yin-Yang-Phasen enthält. Im Zentrum des Unterzifferblatts findet sich das universale Yin-Yang-Symbol. Gemäß der taoistischen Lehre sind Yin und Yang fundamentale Konzepte. Sie stellen Gegensätze dar, die harmonisch ausgewogen sein müssen. Im Symbol ist Yin der weiße, Yang der schwarze Bereich. Vertikal gesehen ist Yin der Himmel, Yang die Erde. Die Gesamtheit des Kreises entspricht dem Universum, und die beiden eng verschlungenen „Tränentropfen“ stehen dafür, dass in der Natur Gegensätze verknüpft sind und einander ergänzen. Außerdem sind Yin und Yang abwechselnd mit den fünf separaten Elementen verbunden, die in der chinesischen Mythologie die fünf grundlegenden Bausteine allen Seins im Universum bilden: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Jedes dieser Elemente hat sowohl eine Yin- als auch eine YangPhase. Die Skala mit den Symbolen der fünf Elemente befindet sich im inneren Umkreis des Unterzifferblatts, direkt nach dem Yin-Yang-Kreis, während die Yin- und Yang-Phasen jedes Elements auf dem äußeren Umkreis angeordnet sind. Die fünf Elemente dauern im Kalender je zwei Jahre; das erste Jahr hat eine Yang- oder positive Polarität, das zweite eine Yin- oder negative Polarität. So bezieht sich das erste Jahr des Holzes (Yang) auf trockenes Holz, während das zweite (Yin) mit dem Begriff des grünen Holzes verbunden wird. Vergleichbar symbolisiert das erste Feuerjahr (Yang) ein brennendes, das zweite (Yin) ein erloschenes Feuer. Bei zwei Jahren für jedes der fünf Elemente dreht sich der Zeiger auf diesem Unterzifferblatt einmal in zehn Jahren.
Der jährliche Wechsel der chinesischen Tierkreiszeichen im Fenster bei 12 Uhr ist mit der Anzeige der Elemente und der Yin-Yang-Phasen verbunden. Der gesamte Zyklus der Tierkreis zeichen, Elemente und Yin-Yang-Phasen erstreckt sich über sechzig Jahre. Auf Schema 1 ist der gegenwärtige Teil dieses Zyklus dargestellt. Dabei erkennt man bei genauer Prüfung, dass 2013 das Jahr der Schlange mit dem Element Wasser in der Yin-Phase ist. Dementsprechend ist 2014 das Jahr des Pferdes (erinnern Sie sich daran, wie die Schlange das Pferd austrickste und vor ihm eintraf?) mit dem Element Holz in der Yang-Phase, 2015 das Jahr der Ziege mit dem Element Holz (gemäß dem Zweijahreszyklus der Elemente) in der Yin-Phase usw. Der gesamte 60-Jahre-Zyklus kann dank dem Tierkreiszeichen-Fenster und dem Unterzifferblatt mit den Elementen und ihren Yin-Yang-Phasen direkt auf dem Zifferblatt der Villeret Calendrier Chinois Traditionnel abgelesen werden.
Um einen Mechanismus zu konstruieren, der einen 60- Jahre-Zyklus mit drei verschiedenen Werten (Tierkreis, Elemente, Yin-Yang) erfassen kann, fanden die Entwickler von Blancpain eine Lösung mit einer Kombination von Zahnrädern. Da der Tierkreis aus zwölf Zeichen besteht, ist seine grundlegende Komponente ein Zwölferzahnrad. Jeder Wechsel dieses Rads steuert das Vorrücken eines Zehnerrads um einen Zahn, das den Elemente/Yin-Yang-Zeiger trägt. Mit einer vollen Umdrehung des Tierkreisrads rückt damit das Zehnerrad um zwei Zähne über eine vollständige Umdrehung vor. Da vier weitere Umdrehungen des Zwölferrads notwendig sind, um die beiden Zahnräder wieder in die Ausgangsposition zurückzubringen, ist dann der volle 60-Jahre-Zyklus abgeschlossen. Erinnern Sie sich daran, dass im Gregorianischen Kalender der Schaltjahrzyklus nur vier Jahre dauert. Beim klassischen Mechanismus einer Uhr mit ewigem Kalender benötigt man nicht zwei verschiedene Räder. Er wird meist mit einem einzigen Rad verwirklicht, das sich einmal in vier Jahren dreht.
Ebenso schwierig war die Entwicklung eines Mechanismus, um die Uhr während des 60-Jahre-Zyklus zu richten. Ein herkömmlicher Korrektor erschien als wenig praktisch, wären doch dafür maximal nicht weniger als 59 neue Einstellungen für die korrekte Anzeige des Tierkreises, der Elemente und Yin-Yang-Phasen notwendig. Deshalb verwirklichte Blancpain einen Korrekturmechanismus, der erlaubt, durch Drehen der Krone die Anzeigen schnell bis zum richtigen Punkt im Zyklus vorzurücken.
Auf unserer Tour durch die chinesischen Kalenderangaben folgt nun das Unterzifferblatt bei 9 Uhr mit den Anzeigen für das chinesische Datum, den Monat und den Schaltmonat. Auf dem inneren Kreis dieses Zifferblatts sind durch ihre Schriftzeichen die chinesischen Monate, auf dem äußeren die Tage markiert. In verschiedener Hinsicht bildet dieses Unterzifferblatt das Herz des chinesischen Kalenders. Wissenschaftlich gilt das traditionelle chinesische Zeitrechnungssystem als lunisolarer Kalender. Das bedeutet, kurz zusammengefasst, dass es auf den Mondmonaten als grundlegender Zeiteinheit aufbaut, während der „solare“ Teil der Bezeichnung sich auf das Ziel des Kalenders bezieht, ein Phänomen des Sonnen- oder tropischen Jahres korrekt vorherzusagen: die Wiederkehr der Wintersonnenwende. Im Gegensatz dazu fußt der Gregorianische Kalender auf dem Sonnentag als Basiseinheit. Gemeinsam ist beiden Systemen das Ziel, das tropische Jahr oder siderische Jahr möglichst exakt zu berechnen. Im Fall des Gregorianischen Kalenders geht es um die Bestimmung der Äquinoktien (der Frühlings- und der Sommer-Tagundnachtgleiche). Sowohl im Gregorianischen als auch im chinesischen Kalender müssen die Abweichungen, die sich im Lauf der Zeit kumulieren, periodisch korrigiert werden. Da jedes normale gregorianische Jahr ungefähr sechs Stunden kürzer ist als das Sonnenjahr (welches natürlich für die Zeitpunkte der Äquinoktien bestimmend ist), verschiebt sich der aktuelle Zeitpunkt der
Äquinoktien pro Jahr etwa um einen Vierteltag, weshalb bekanntlich im vierten oder Schaltjahr ein 29. Februar eingeschoben wird. Das auf dem Mondmonat basierende chinesische Kalenderjahr ist sogar rund elf Tage kürzer als das Sonnenjahr, wenn es nicht korrigiert würde. So wie der Gregor ianische Kalender in jedem Schaltjahr einen Tag einschiebt, hängt der chinesische Kalender einen Schaltmonat an, damit der Kalender wieder mit der Wintersonnenwende übereinstimmt. Allerdings ist die Sache weit komplizierter, wird doch nicht nur periodisch ein Monat eingeschoben (was, wie wir sehen werden, zu jeder Zeit des Jahres geschehen kann), auch die Monate sind im Lauf der Zeit unterschiedlich lang. Chinesische Monate werden „synodisch“ genannt, da sie ja den Mondzyklus wiedergeben sollen. Und weil der durchschnittliche synodische Mondmonat 29,53 Tage dauert, besteht der chinesische Kalender, wie schon erwähnt, aus Monaten mit 29 und 30 Tagen, wobei es pro Jahr ungefähr je zur Hälfte lange und kurze Monate gibt. Um die Sache noch komplizierter zu machen, ist die Länge der Monate nicht von Jahr zu Jahr gleich. Ein bestimmter Monat kann für einige Jahre kurz und in den nächsten lang sein, ohne dass dies einem regelmäßigen Rhythmus folgen würde, ebenso wenig wie die Abfolge der langen und kurzen Monate. Da ihre Länge durch einen Mondzyklus bestimmt wird, ist es möglich, dass sich je nach Jahr vier lange oder danach drei kurze Monate folgen. Das alles ist offensichtlich viel komplizierter als das gregorianische System, in dem die Monatslänge außer im Februar sowie die Abfolge der kurzen und langen Monate immer gleich bleiben.
Deshalb musste Blancpain ein Mittel finden, um die Monate mit 29 Tagen jederzeit korrigieren zu können, den Kalender also nach dem 29. Tag auf den nächsten Monat vorzurücken. Dafür hat Blancpain die Uhr Villeret Calendrier Chinois Traditionnel für die Anzeige des chinesischen Datums mit einem Korrektor unter den Anstößen ausgestattet. Dieses exklusive und patentierte Blancpain-System eignet sich ideal für das Korrigieren solcher kalendarischer Unregelmäßigkeiten, da es mit der Fingerspitze verstellt werden kann.
Man vergleiche dies mit dem herkömmlichen System der Korrektoren auf den Gehäusefl anken, für die ein mitgelieferter Korrekturstift benötigt wird: Der Besitzer muss zuerst den Stift wiederfinden und dann darauf achten, dass er damit beim Verstellen nicht abgleitet und das Gehäuse verkratzt! Ein zweiter Vorteil der Blancpain-Korrektoren unter den Anstößen ist, dass die Flanken des Gehäusemittelteils völlig glatt und frei von Korrekturknöpfen oder -nuten gestaltet werden können. Wie der Name erkennen lässt, sind die Korrektoren unter den Anstößen gut geschützt und von oben unsichtbar beidseits unter den Bandanstößen verborgen.
Im zweiten, inneren Kreis auf dem Unterzifferblatt bei 9 Uhr sind die chinesischen Monate angezeigt. Auch hier muss ein zusätzlicher Monat berücksichtigt werden, der in gewissen Jahren an unterschiedlicher Stelle eingeschoben wird. Gemäß dem chinesischen Kalendersystem wird dieser Schaltmonat eingeschoben, indem einfach der vorhergehende Monat wiederholt wird. Meist folgen die Schaltmonate nach dem dritten, vierten, fünften, sechsten oder siebenten Monat des Jahres. Ein Schaltmonat nach dem zwölften Monat und damit am Ende des Jahres hingegen ist, obwohl logisch, sehr selten. Tatsächlich wird nach den gegenwärtigen Kalender berechnungen erst im Jahr 3358 der nächste Schaltmonat am Ende des Jahres eingeschoben. Und selbst diese Schätzung ist irgendwie provisorisch, denn Schaltmonate-Kalkulationen über mehr als hundert Jahre hinaus sind höchst ungewiss. Selbst kürzere Bestimmungen gelten als unsicher, seit Gelehrte herausgefunden haben, dass für das Jahr 1651 bei den Monatsberechnungen ein Fehler gemacht worden ist. Für die Berücksichtigung der Schaltmonate im chinesischen Kalender der Kollektion Villeret wurden zwei Vorrichtungen eingebaut.
Zunächst ein eigener Korrektor unter den Anstößen, der dafür sorgt, dass sich der abgelaufene Monat wiederholt. Doch das allein genügte nicht. Blancpain musste auch eine Anzeige entwickeln, an der man erkennt, dass es sich um einen Schaltmonat handelt. Dafür befindet sich in diesem Unterzifferblatt bei 12 Uhr ein rundes Fensterchen. Sobald ein Schaltmonat eintrifft und mit dem Schaltmonat-Korrektor aktiviert wurde, erscheint darin ein roter Punkt, der nach Ablauf des Schaltmonats wieder verschwindet. Wie erwähnt, dient ein anderer Korrektor unter den Anstößen für das anfängliche oder erneute Einstellen des Monats beziehungsweise Datums, wenn die Uhr stehen geblieben ist.
In einer Beziehung treffen die Unregelmäßigkeiten des chinesischen Kalenders, sofern sie richtig korrigiert wurden, zusammen, damit einmal jährlich ein praktischer automatischer Wechsel stattfinden kann. Sofern der Schaltmonat und die Wechsel der kurzen und langen Monate stets richtig geändert wurden, findet unter normalen Gangbedingungen der Uhr der Jahreswechsel am chinesischen Neujahrstag statt! Dann rückt der Kalendermechanismus die Anzeigen für Tierkreis, Element und Yin-Yang-Phase automatisch auf Neujahr vor.
Die Brücke zwischen West und Ost schlägt die Villeret Calendrier Chinois Traditionnel mit zwei traditionellen westlichen Kalenderanzeigen. Die erste ist das Datum des Gregorianischen Kalenders. Wie bei den anderen Mondphasenuhren der Kollektion Villeret von Blancpain wird es mit einem Zeiger aus der Mitte auf einer rundumlaufenden Skala mit 31 Tagen angezeigt. Dabei wird eine zweihundertjährige Uhrmachertradition respektiert, indem hierfür ein Zeiger in Serpentin enform angebracht wird. Diese Form war ursprünglich stets verwendet worden, um Zeiger für zusätzliche Angaben, wie etwa das Datum, vom Stunden- und Minutenzeiger zu unter scheiden.
Damit die Unterscheidung noch leichter fällt, besteht der Zeiger aus gebläutem Stahl. Auch für das gregorianische Datum ist unter einem der Bandanstöße ein separater Korrektor vorhanden
Die zweite klassische Anzeige ist die Mondphase. Sie kann ebenfalls mit einem eigenen Korrektor unter den Anstößen gerichtet werden. Wenn Sie bis hierher mitgezählt haben, sind Sie nun bei insgesamt fünf Korrektoren für den chinesischen und den Gregorianischen Kalender angekommen und fragen sich, wie das bei vier Bandanstößen gehen soll. Des Rätsels Lösung: Der fünfte Korrektor ist hinter 9 Uhr perfekt in den Gehäuseboden eingelassen. Doch eines haben all diese Anzeigen und ihre Korrektursysteme gemein: Sie können zu jeder Tages- oder Nachtzeit aktiviert beziehungsweise verstellt werden, ohne dass der komplizierte Kalendermechanismus beschädigt werden könnte. Blancpain hat eine Pionierrolle bei der Konstruktion gesicherter Uhrenmechanismen gespielt, also bei Uhrwerken, die vom Besitzer oder Träger jederzeit ohne Beschädigungsrisiko von Hand manipuliert werden können. Bis heute geht der Standard der Uhrenindustrie eher dahin, in der Bedienungsanleitung in großen, fetten Buchstaben warnende Instruktionen zu drucken, die das Verstellen der Kalenderanzeigen während gewisser Stunden verbieten. Das ist notwendig, weil dann die feinen Zahnräder für den Wechsel der Anzeigen ins Uhrwerk eingreifen und durch manuelles Verstellen schwer beschädigt werden können. Beim Modell Villeret Calendrier Chinois Traditionnel und vielen anderen Blancpain-Zeitmessern ist dies nicht möglich: Hier trennen die Korrektoren unter den Anstößen, wenn sie betätigt werden, als erstes den Teil des Uhrwerks ab, der beim automatischen Verstellen einer bestimmten Anzeige eingeschaltet ist. So ist ein Konflikt zwischen manuellem und automatischem Verstellen vollkommen ausgeschlossen und damit der gesamte
komplizierte Kalendermechanismus vollständig geschützt. Mit einem letzten Touch steigert Blancpain die Benutzerfreundlichkeit für das Richten des Kalenders zusätzlich: nämlich mit einer iPad/iPhone-Applikation, die täglich die korrekten Anzeigen wiedergibt, so dass man nicht mühsam in anderen Quellen suchen muss.
Das Basiskaliber des Modells Villeret Calendrier Chinois Traditionnel enthält alle neueren technischen Fortschritte von Blancpain wie die drei in Serie geschalteten Federhäuser und die Unruh aus Titan mit variablem Trägheitsmoment und goldenen Regulierschrauben. All dies zusammen beschert dem Zeitmesser eine bemerkenswerte Gangautonomie von sieben Tagen.
Die Uhr Villeret Calendrier Chinois Traditionnel wird in zwei Gehäusen aus verschiedenem Metall angeboten: Rotgold und Platin. Beide Versionen verfügen über Grand-Feu-Email zifferblätter, die insofern einmalig sind, als sie mit aufgesetzten Indexen ausgestattet sind. Die Platinversion wird in einer auf 20 Stück pro Jahr limitierten Serie gefertigt, wobei jede Uhr mit dem chinesischen Tierkreiszeichen ihres Herstellungsjahrs gekennzeichnet ist. Bei der Rotgoldversion besteht keine der - artige Stückzahlbegrenzung.