Kapitel 8
Sie überwindet die große Kluft zwischen der Raffinesse der hohen Uhrmacherkunst und dem Auftrag, kompromisslose sportliche Leistung zu erbringen.
Innerhalb der Kategorie der Sportuhren gibt es offenbar große Unterschiede. Un ter dem Banner des Sports wird Ver schiedenstes angeboten: Chronometer, die hohe uhrmacherische Ansprüche er füllen, zum Beispiel durch die raffinierte Konstruktion des Werks und dessen sorgfältige Veredelungen, frei schwin gende Unruhen, schön gestaltete Ziffer blätter und Zeiger sowie glänzende oder matt satinierte Gehäuse. Alles Zeichen von Prestige, aber ohne die entscheiden den Elemente für eine Sportuhr: robuste Konstruktion, hohe Gangreserve, Mag netresistenz und hohe Leistung, was die Ganggenauigkeit und Laufstabilität betrifft. Dann gibt es andere, die zwar Robustheit und weitere sportliche Leis tungsmerkmale anpreisen, aber bei der Veredelung des Uhrwerks, der Verfeine rung von Zifferblatt und Gehäuse sowie der allgemeinen Eleganz nicht mithalten können. Wahrhaftig zwei verschiedene Welten, auch wenn manche behaupten, es sei ein und dieselbe.
Gibt es einen Zeitmesser, der diese offen- sichtliche Kluft überwindet? Eine Uhr, die beides bietet: die Perfektion und Raffinesse der Haute Horlogerie sowie echte sportliche Hochleistung?
Hier kommt die Fifty Fathoms mit ihren neuen 42-mm-Versionen ins Spiel. Seit 2007, als die moderne Fifty Fathoms ihr Debüt feierte, betrug der Durchmesser aller Modelle 45 mm. Die Referenz 5010 ist nun mit 42 mm eine kleinere Version dieser Hochleistungs-Taucheruhren.
Betrachten wir zunächst ihre sportlichen Qualitäten. Die ursprüngliche Fifty Fathoms entstand, nachdem Jean-Jacques Fiechter, dem damaligen Direktor von Blancpain und leidenschaftlichen Taucher, zu Beginn der 1950er Jahre bei einem Tauchgang vor der südfranzösischen Küste die Luft ausging. Er überlebte nur dank einem Notaufstieg. Was folgte, war sowohl seine Erkenntnis, dass Taucher ein zuverlässiges Zeitmessgerät brauchen, als auch eine brillante Kreativität, die er mit seiner Unterwassererfahrung verband, um eine Uhr zu entwickeln, die diesen Bedürfnissen voll und ganz gerecht wird: die Fifty Fathoms. Ihr Name steht für eine Tauchtiefe von 50 Faden (91 Meter). Dabei muss man bedenken, dass alle heute bekannten grundlegenden Armbanduhrkonstruktionen im Wesentlichen auf vor gut 200 Jahren gebaute Taschenuhren zurückgehen. Das war alles gut dokumentiert, anders verhält es sich bei der Taucheruhr. Es gab keine Präzedenzfälle, an denen sich Fiechter orientieren konnte. Er musste zunächst selbst die Probleme erkennen und dann Lösungen finden. Seine Einsichten waren so tiefgreifend, dass die grundlegenden Merkmale der Fifty Fathoms den Maßstab für die Taucheruhren der gesamten damaligen Uhrenbranche bildeten und auch heute noch Gültigkeit haben: eine Drehlünette für die zuverlässige Tauchzeitmessung, wirksame Dichtungen für die Wasserdichtigkeit, große helle Ziffern auf dunklem Hintergrund für gute Ablesbar-keit unter Wasser, ein robustes Automatik- werk und eine wirkungsvolle Abschirmung gegen Magnetfelder.
All diese Merkmale und Funktionen finden sich in der gesamten Kollektion der Fifty Fathoms und selbstverständlich auch in den neuen 42-mm-Versionen. Dennoch haben siebzig Jahre zu Veränderungen geführt, wobei die Kernkonzepte und der Stil des Originals unangetastet geblieben sind. Die Lünette ist jetzt einseitig drehbar, damit sie nicht in eine Richtung verstellt werden kann, die dem Taucher vorgaukelt, er sei kürzer unter Wasser gewesen, als dies tatsächlich der Fall ist. Die Lünette besteht nun aus Saphir, der nach dem Diamanten die größte Härte aufweist und somit kratzfest ist – ein wichtiger Vorteil für den Einsatz in der harten Tauchumgebung.
Während man beim Modell aus den 1950er Jahren den magnetischen Schutz der empfindlichsten Komponente, der metallischen Spiralfeder, durch die Umhüllung des Uhrwerks mit einem Weicheisenmantel erreichte, verfügt die Referenz 5010 über eine Feder aus Silizium, das amagnetisch ist. Um den durch Erschütterungen verursachten Gangabweichungen besser zu trotzen, kann das Trägheitsmoment ihrer Unruh wie bei allen modernen Blancpain-Uhren, mit goldenen Regulierschrauben justiert werden. Diese können im Gegensatz zu älteren, weniger kostspieligenRückerreguliersystemen ihre Position auch bei starker Beanspruchung nicht verändern, was Gewähr für eine stabile Zeitmessung leistet. Eine hohe Gangreserve ist für einen Hochleistungs-Sportzeitmesser ebenfalls unerlässlich.
Das Uhrwerk 5010 basiert auf dem Blancpain-Kaliber 1315. Es verfügt über drei in Reihe geschaltete Federhäuser, die eine Gangautonomie von 5 Tagen bieten. Wichtig ist, dass die drei Federhäuser mit unterschiedlich starken Aufzugfedern konfiguriert wurden, um das an die Unruh und Spiralfeder abgegebene Drehmoment möglichst gleichmäßig zu halten. Dies optimiert die Ganggenauigkeit der Uhr über alle unterschiedlichen Aufzugszustände hinweg (von voll aufgezogen bis gegen fast entspannt).
Um der sportlichen Bestimmung des Modells 5010 gerecht zu werden, stehen vier verschiedene Armbänder zur Verfügung: ein NATO-Band aus rezyklierten Fischernetzen, ein Armband aus „Tropic“- Kautschuk, ein Segeltucharmband und schließlich ein Armband aus Titan (mehr zu Titan auf Seite 99). Alle vier sind für den Gebrauch unter Wasser geeignet.
Nun zu den Haute-Horlogerie-Qualitäten des Modells 5010: Sein Kaliber 1315 ist ein Paradebeispiel für die gepflegte Endbearbeitung der Uhrwerke in der Prestige- Uhrmacherei. Davon zeugen die sorgfältigen Abschrägungen und Anglierungen der Kanten, die extragroßen Lagersteine in ihren polierten Fassungen, der perfekte Sonnenschliff auf den ebenen Flächen der Brücken, die Schwingmasse aus massivem Gold mit ihren erhabenen Signaturen „Blancpain“ und „Fifty Fathoms“ sowie darunter die kontrastierende NAC-Beschichtung und schließlich die gewendelte Oberfläche des Federhauses. Dank der amagnetischen Spiralfeder aus Silizium, die eine Abschirmung durch einen Eisenmantel überflüssig macht, kann das Uhrwerk des Modells 5010 durch den transparenten Saphirglas-Gehäuseboden bewundert werden. Neben der Magnetresistenz verbessert die Siliziumfeder auch die Leistungen des Uhrwerks. Und weil sie leichter ist als herkömmliche Spiralfedern aus metallischen Legierungen, reduziert sie auch die Auswirkungen der Schwerkraft auf die Ganggenauigkeit in den verschiedenen Positionsänderungen. Darüber hinaus reagiert Silizium gleichmäßiger auf Veränderungen der Federkraft beim Entspannen des Federhauses als Metallfedern, was wiederum die Chronometrie verbessert.
Die Lünette selbst ist ein Kunstwerk. Ihr Saphirglas ist außergewöhnlich kratzfest und leicht gewölbt. Ihre Indexe sind von der Unterseite her lasergraviert und von Hand mit weißem Super-LumiNova beschichtet. Diese Konstruktion verleiht der Lünette eine außergewöhnliche optische Tiefe. Die beiden Lünettenvarianten in Blau oder Schwarz sind auf die jeweilige Zifferblattfarbe abgestimmt.
Beide Zifferblattvarianten haben eine dünn aufgetragene Textur und erhabene Indexe: arabische Ziffern bei 12, 3, 6 und 9 Uhr und umrandete Dreiecke alle fünf Minuten. Bei der Uhr in Titan ist die Umrandung in Weißgold ausgeführt, bei der Goldversion in Rotgold. Ergänzt werden diese Anzeigen durch ein Datumsfenster bei 4:30 Uhr.
Die Fifty Fathoms 5010 ist nicht nur kleiner als alle bisherigen Versionen, sondern ergänzt das Angebot von Blancpain auch durch neue Materialien und Farben. Es wurde bereits in den letzten paar Jahren um Sportuhren in Titan erweitert, vor allem mit den jüngsten Bathyscaphe- Modellen, der Act 2 Tech Gombessa, der X Fathoms, der 500 Fathoms und einer neuen Version der FF 5015. Diese Entwicklung hat sich verallgemeinert, denn Titan Grade 23 ist eines der beiden Gehäusematerialien, die auch für die 5010 zur Auswahl stehen. Titan Grade 23 basiert auf Titan Grade 5. Manche bezeichnen Grade 5 als Medical Grade, da es sich dank seinen nicht allergenen Eigenschaften am besten für medizinische Anwendungen wie Gelenkersatz eignet. Titan Grade 23 wird auch Extra Low Inclusions (ELI) genannt und gilt im Vergleich zu Grade 5 als hoch- wertiger, da es besonders wenig Einschlüsse und Sauerstoff enthält. Der niedrigere Sauerstoffanteil und damit die höhere Reinheit von Grade 23 verbessert die Bruchzähigkeit des Metalls. Aufgrund seiner überlegenen Festigkeit, seines geringen Gewichts, seiner Korrosionsbe- ständigkeit und seiner Zähigkeit ist diese Titanqualität die erste Wahl. Diese verbesserten Eigenschaften bewogen Blancpain, für die Fifty Fathoms 5010 Titan Grade 23 zu wählen. Man kann darüber streiten, ob das Titangehäuse vor allem die sportlichen oder eher die uhrmacherischen Qualitäten dieses Modells betont. Seine Festigkeit, Leichtigkeit und Korrosionsbe-ständigkeit sprechen für den Sport. Die raffinierten Finissierungen – etwa die scharfen und manuell endbearbeiteten Kanten zwischen den Bandanstößen und den Gehäuseflanken – sprechen für die Haute Horlogerie. Titan Grade 23 ist auch das Material der Wahl für das Metallarmband, bei dem jedes Glied von Hand bearbeitet wurde. Mittlerweile gibt es nicht weniger als acht verschiedene Varianten von Titanmodellen in der Linie 5010: wahlweise mit blauem oder schwarzem Zifferblatt sowie den vier Optionen Segeltuch-, „Tropic“-Kautschuk-, NATO-oder Titanarmband.
Besonderen sportlichen Chic bieten die beiden Rotgoldmodelle der Fifty Fathoms 5010 mit schwarzem oder blauem Zifferblatt und einer Lünette in derselben Farbe.
Als die Fifty Fathoms in den 1950er Jahren entwickelt wurde, war sie ein Tauchinstrument, das seiner Aufgabe kompromisslos gerecht wurde. Das gilt auch für alle modernen Modelle dieser Kollektion, ob als Tauchbegleiter oder eleganter, hochwertiger Zeitmesser im Alltag.