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Kapitel 9

Hier entstehen die TOURBILLONS UND KARUSSELLS von Blancpain

In dieser Werkstatt lehren Uhrmacher mit goldenen Fingern die faszinierendsten Komplikationen der Haute Horlogerie das Laufen.

Autoren der Kapitel

MICHEL JEANNOT

Autoren der Kapitel

MICHEL JEANNOT
Hier entstehen die  TOURBILLONS UND KARUSSELLS von Blancpain
Hier entstehen die TOURBILLONS UND KARUSSELLS von Blancpain
Ausgabe 13 Kapitel 9

OB TOURBILLONS ODER KARUSSELLS: Blancpain brilliert bei der Fertigung dieser faszinierenden uhrmacherischen Konstruktionen. Das schon seit langem und immer wieder innovativ.

Die Blancpain-Werkstatt für Tourbillons und Karussells in der Manufaktur in Le Brassus, mit erholsamem Ausblick in die Natur, ist die konkrete Umsetzung eines Teils der Legitimität und besonderen Stellung von Blancpain in der Haute Horlogerie. Urteilen Sie selbst: 1989 stellte Blancpain ihre erste Tourbillonuhr mit besonderer Konstruktion und von unübertroff ener Feinheit vor, ausgestattet mit einer dezentrierten Unruh und der außergewöhnlichen Gangreserve von 8 Tagen. Rund neunzehn Jahre später sorgte die Manufaktur erneut für Aufsehen mit dem ersten fliegenden Ein-Minuten-Karussell in einer Armbanduhr. 2013 nun verbindet Blancpain diese beiden Komplikationen im Modell Le Brassus Tourbillon Carrousel, wiederum eine neuartige Kombination. Die ideale Gelegenheit, um die Spezialisten für Tourbillon- und Karussellmechanismen in ihrer Werkstatt kennenzulernen.

Ob Tourbillons oder Karussells: Blancpain brilliert in der Kunst, diese faszinierenden uhrmacherischen Konstruktionen anzufertigen. Das schon seit langem, was die Manufaktur jedoch nicht hindert, immer wieder innovativ in Erscheinung zu treten. Das demonstriert sie im Bereich der Komplikationen dieses Jahr gleich doppelt mit zwei außergewöhnlichen Uhren der Kollektion Le Brassus: dem Carrousel Répétition Minutes Chronographe Flyback und dem Tourbillon Carrousel, zwei Zeitmessern mit zwei noch nie dagewesenen Kombinationen uhrmacherischer Komplikationen. Denn bei Blancpain beherrscht man die Kunst der mechanischen Uhrmacherei auf vollendete Weise und versteht es vor allem, immer wieder neuartige Lösungen für die Hemmung und ihr Regulierorgan zu entwickeln, ob nun für ein Tourbillon oder ein Karussell.

Das erste Armbanduhr-Tourbillon stellte Blancpain 1989 mit dem Kaliber 23 mit Handaufzug vor. Inzwischen ist eine solche Komplikation zur Stilübung geworden, die zahlreiche Manufakturen praktizieren, doch zu Ende der 1980er Jahre gab es nur wenige Hersteller, die diese Konstruktion meisterten. Blancpain begnügte sich allerdings nicht damit. Schon bald folgte ein zweites Uhrwerk mit Tourbillon, das automatische Kaliber 25, das in der Folge als Grundlage für verschiedenste Kombinationen des Tourbillons mit zusätzlichen Komplikationen diente. Das gilt etwa für die Tourbillonwerke mit Großdatum (Kaliber 6925), Großdatum und Wochenzahl (Kaliber 3725), dann mit zweiter Zeitzone (Kaliber 5025), mit ewigem Kalender (Kaliber 5625) und schließlich mit Großdatum sowie einer Gangreserveanzeige auf der Schwingmasse (Kaliber 4225). Das Karussell wiederum erscheint erstmals 2008 im Katalog mit dem Modell Carrousel Volant Une Minute, erneut eine Meisterleistung und Weltpremiere von Blancpain.

 

IN DER ZEIT DER „RUBINLOSEN“

Doch was steckt hinter diesen Begriffen Tourbillon und Karussell? Dazu Mustapha Ahouani, Leiter der Werkstatt für Komplikationen bei Blancpain: „Beide Systeme haben das Ziel, den Einfluss der Schwerkraft auf die mechanische Uhr zu annullieren beziehungsweise zu kompensieren. Dazu muss man sich in den historischen Zusammenhang versetzen, ins Jahr 1801, als Abraham-Louis Breguet seine Patentschrift für das Tourbillon einreichte. Damals waren die Taschenuhren aus mehreren Gründen ungenau, vor allem wegen Reibungsproblemen, da die Uhrmacher noch keine Rubinlager benutzten. Darüber hinaus waren die Herstellungsverfahren viel weniger exakt als heute, so dass bei den Räderwerken auch der Eingriff der Zahnräder nicht optimal war. Und weil die Uhr praktisch den ganzen Tag in senkrechter Stellung in der Westentasche steckte, wurden die Löcher, in denen sich die Zapfen der Räder drehten, mit der Zeit deformiert, was die Ganggenauigkeit beeinträchtigte. Um diesem Problem abzuhelfen, entwickelte Abraham-Louis Breguet das Tourbillon.“

In der Praxis besteht das Tourbillon aus einem Drehgestell oder -käfig, in dem die gesamte Hemmung und das Regulierorgan untergebracht sind, das letztere meist in der Mitte. Der Trieb des Hemmungsrads dreht sich dabei um das feststehende Sekundenrad. Zur Erinnerung: In der Uhrmacherei ist die Hemmung ein Mechanismus zwischen der Kraftquelle – der Zugfeder –, deren Energie über das Räderwerk übertragen wird, und dem Regulierorgan, das aus dem Unruh-Spiral feder-Paar besteht. Zweck der Hemmung ist es, die Halbschwingungen der von der Spiralfeder getriebenen Unruh zu unterhalten, die als Zeitteiler oder - zähler dient. Die Rotation des Tourbillongestells, meist eine Umdrehung pro Minute, ermöglicht so, die in der senkrechten Position der Taschenuhr durch die Erdanziehungskraft verursachten Gang schwan kung en – Verlangsamung und Beschleunigung – der Unruh gegenseitig wettzumachen.

In der Werkstatt für Tourbillons und Karussells wird ruhig und konzentriert gearbeitet.

In der Werkstatt für Tourbillons und Karussells wird ruhig und konzentriert gearbeitet.

Hier gewinnt die uhrmacherische ERFAHRUNG UND HANDFERTIGKEIT ihre volle Bedeutung, umschließt doch das Tourbillongestell das Herz der Uhr.

Hier entstehen die  TOURBILLONS UND KARUSSELLS von Blancpain
Hier entstehen die  TOURBILLONS UND KARUSSELLS von Blancpain

„Nun kann das Tourbillon zu laufen beginnen. Fängt der Käfig im Uhrwerk zu rotieren an, ist das schon EIN ERHEBENDER AUGENBLICK.“

EINE PRESTIGEFRAGE

Mustapha Ahouani erzählt weiter: „Ungefähr ein Jahrhundert später machte sich der dänische Uhrmacher Bahne Bonniksen wie Breguet daran, die Auswirkungen der Erdanziehungskraft zu kompensieren. Da er nicht einfach seinen Vorgänger nachahmen wollte, entwickelte er das 1892 patentierte Karussell. Tatsächlich ging es Bonniksen darum, eine leistungsfähigere, günstigere und leichter regulierbare Vorrichtung zu verwirklichen, ein Ziel, das er dann allerdings nicht erreichte. Trotzdem ist seine Erfindung nicht weniger interessant. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Systemen liegt bei der Übertragung der Kräfte. Anders gesagt: Der kinematische Ablauf ist im Fall des Tourbillons klassischer.“

Wie beim Tourbillon sind beim Karussell die Elemente der Hemmung und des Regulierorgans in einem rotierenden Käfig untergebracht. Das Karussell verfügt jedoch über zwei verschiedene und sich ergänzende Räderwerke, wobei die Trennung der Antriebskraft auf der Ebene des Kleinbodenrads erfolgt, das die Funktion eines Differentials hat. Auf der einen Seite wird sie an die Hemmung, auf der anderen an den Käfig-Zwischentrieb weitergegeben, der die Rotationsgeschwindigkeit des Drehgestells steuert, im Fall des Blancpain-Karussells eine Umdrehung pro Minute. Da die Unruh und ihre Brücke unter einer rotierenden Platte angebracht sind, hat sich der Name Karussell durchgesetzt. Vom Konzept her ist die Karussellkonstruktion also komplexer als jene eines Tourbillons. Sie benötigt darüber hinaus auch mehr Teile, die theoretisch schwieriger auszubalancieren sind. Obwohl man mit dem Karussell eine bessere Verteilung der Kraft erreicht, was einen geringeren Amplitudenverlust bei abnehmender Energie der Zugfeder und eine höhere Ganggenauigkeit zur Folge hat, war diese Komplikation letztlich längst nicht so erfolgreich wie das Tourbillon. Lange Zeit galt das Karussell als eine Art „Zwitterkonstruktion“, genoss weit weniger Prestige als die Erfindung von Abraham-Louis Breguet und geriet schließlich in Vergessenheit.

 

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MISCHUNG DER GENRES

Blancpain bemühte sich hier um eine Wiedergutmachung, und zwar mit derselben Innovationskraft wie bei der Entwicklung des Tourbillons. Als das letztere 1989 vorgestellt wurde, brachte die Manufaktur nämlich das feinste je realisierte Tourbillon auf den Markt, wobei dieses Kaliber zusätzlich über eine beeindruckende Gangautonomie von 8 Tagen verfügte. Um dies zu erreichen, nahmen sich die BlancpainKonstrukteure im Vergleich zur klassischen Interpretation der Erfindung von Breguet einige Freiheiten heraus. Das Tourbillonkaliber von Blancpain verfügt nämlich über eine dezentrierte Unruh, was im allgemeinen ein Kenn zeichen des Karussells ist. Als die Manufaktur dann bis 2008 das Karussell mit einer Gangreserve von 100 Stunden entwickelte, vermischte sie erneut die Genres, indem sie die Unruh im Zentrum eines Käfigs plazierte, der pro Minute eine volle Umdrehung macht, was üblicherweise zu den Charakteristiken eines Tourbillons gehört.

Nun fehlte Blancpain also nur noch die Kombination beider Komplikationen, um ihre mechanische Meisterschaft zu demonstrieren. Dies ist nun mit dem Modell Le Brassus Tourbillon Carrousel Wirklichkeit geworden, bei dem beide Drehgestelle fliegend, also nur einseitig montiert sind und sich bei 12 und 6 Uhr gegenüberstehen, ergänzt durch ein Datumfenster bei 3 Uhr und eine Gangreserveanzeige auf der Rückseite (wir werden in der nächsten Ausgabe ausführlicher darüber berichten). Bei Blancpain beschreibt man die Uhr wie folgt: „Man ist augenblicklich überrascht von den Unterschieden und Ähnlichkeiten der Mechanismen sowie vom faszinierenden Schauspiel ihrer Rotation. Sie drehen sich unabhängig voneinander, sind aber durch ein Differential verbunden, das die mittlere Gang geschwindigkeit der beiden Regulierorgane an das Räderwerk der Uhrzeitanzeige weiterleitet. Die beiden Federhäuser werden simultan über die Krone aufgezogen, wobei ein gleichmäßiges Spannen sichergestellt ist, was Gewähr für die hohe Präzision und die 7 Tage Gangreserve dieses Zeitmessers leistet.“

 

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EIN TOURBILLON, DAS IN DER LUFT SCHWEBT

Soviel zur Theorie. Doch wie entsteht ein Tourbillon in der Praxis, hier in der Werkstatt der Manufaktur in Le Brassus? „Bevor wir die Montage einer Tourbillonuhr von Blancpain beschreiben, ist es von Vorteil, ihre Charakteristiken zu kennen“, erklärt Gérard Marguet, 55, der 1988 bei Frédéric Piguet in Le Sentier eingetreten ist, einem Unternehmen, das jetzt vollständig in die Manufaktur Blancpain integriert ist. „Sie verfügt über 7 bis 8 Tage Gangreserve und ist mit einem fliegenden Ein-Minuten-Tourbillon ausgestattet, das gleichzeitig als Sekunde dient. Da bei dieser Konstruktion eine Brücke fehlt, ist das Gestell vollständig sichtbar, steht es doch frei auf seinem mit sieben Keramikkugeln gelagerten Trieb. Man hat also wirklich den Eindruck, es schwebe. Dieses Tourbillon ist zudem sehr klein, wird es doch in das Automatikkaliber 25 eingebaut, das Basisuhrwerk der Tourbillonmodelle, das nur 4,85 Millimeter hoch ist. Es ist deshalb in verschiedener Hinsicht recht schwierig zu montieren und muss nach dem Zusammenbau manchmal zwei bis drei Tage überarbeitet werden, bis es einwandfrei funktioniert. Das gibt uns aber jeweils auch Zeit, die anderen Teile der Uhr zu montieren, bevor wir die eigentliche Feinstellung des Tourbillons vornehmen.“

In der Werkstatt für Komplikationen in Le Brassus arbeitet Gérard Marguet zusammen mit Christophe Lamy-Chappuis, 44, der 1989 ebenfalls bei Frédéric Piguet anheuerte. Sie sind heute die Baumeister sämtlicher Tourbillons von Blancpain, ungeachtet der Varianten und je nach Produktionsbedarf. Alles beginnt mit der Annahme der Kaliber in Kits und der Triage der Einzelteile, von denen einige bereits vorbereitet sind, vor allem was das Einsetzen der Lagersteine und Stifte betrifft. Diese Arbeiten werden in der Manufaktur Blancpain in Le Sentier vorgenommen. Dann folgt die eigentliche Montage, die mit dem Zusammenbau des Aufzug- und Richtmechanismus beginnt. „Danach setzen wir das Räderwerk, bauen das Federhaus und seine Brücke zusammen, kontrollieren gleichzeitig das Höhenspiel und ölen die Reibungspunkte“, präzisiert Christophe, „bevor die Montage des Tourbillonkäfigs beginnt, die am längsten dauert.“

ZWEI AUFEINANDERFOLGENDE MONTAGEN

Hier gewinnt die uhrmacherische Erfahrung und Handfertigkeit ihre volle Bedeutung, umschließt doch das Tourbillongestell das Herz der Uhr: die Hemmung und das Regulierorgan. „Die maschinell bearbeiteten Komponenten, die wir von Blancpain in Le Sentier bekommen, entsprechen bestimmten ToleranzenBandbreiten“, fährt Gérard fort. „Sie müssen deshalb unbedingt justiert werden, vor allem auf der Ebene der

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Wenn das Tourbillon zu laufen beginnt, ist das schon ein erhebender Augenblick.

Wenn das Tourbillon zu laufen beginnt, ist das schon ein erhebender Augenblick.

Mit ihrem bisherigen AUSSERGEWÖHNLICHEN LEISTUNGSAUSWEIS sehen die beiden Uhrmacher dem Einzug des Siliziums eher gelassen entgegen.

Paletten. Darüber hinaus sind manche von ihnen bereits verziert, zum Beispiel auf Hochglanz poliert wie die untere Brücke. Da dieses Teil etwa zehnmal manipuliert werden muss, dürfen wir keinen Fehler machen. Die Qualität dieser Komponenten muss unbedingt erhalten bleiben. Hier ist das Urteil des Kunden unwiderruflich. Sollte er durch die Montage verursachte Kratzer feststellen, würde der Ruf von Blancpain darunter leiden. Das können wir uns selbstverständlich nicht leisten.“

Die beiden Uhrmacher montieren zuerst die Hemmung, dann die Unruh und Spiralfeder. Wenn letztere zentriert und flachgelegt ist – was man Ingangsetzen nennt –, wird das Werk funktionell. Nun wird alles kontrolliert: die Anzeigen und anderen Funktionen, der Eingriff der Radzähne auf die Ankerpaletten, um die Stärke der Unruh zu prüfen … Mit einem Wort: das Werk wird fertiggestellt. Nun gilt es noch die Einteilung oder Höhenstellung der beweglichen Teile zu definieren, im vorliegenden Fall beim Hemmungsrad und beim Anker mit seiner Unruh. Alles wird gemessen sowie nötigenfalls überarbeitet und korrigiert, wobei bei manchen Teilen eine visuelle Kontrolle genügt. In dieser Phase handelt es sich jedoch nur um eine Vormontage (fr.: montage à blanc). Denn solche Komplikationsuhrwerke werden immer ein erstes Mal zusammengebaut und dann wieder zerlegt und gereinigt, bevor man sie definitiv montiert. Die demontierten Einzelteile des Tourbillons werden also gewaschen und epilamisiert, was ihre Oberflächenspannung ändert, die Öle am Zerlaufen hindert und so die Lebensdauer des Produkts verlängert. „Das Waschen ist entscheidend wichtig“, betont Gérard. „Da wir das Tourbillongestell zweimal montieren und seine Einzelteile manipulieren, um sie manchmal zu modifizieren, kann es zu Verunreinigungen kommen, die vielleicht von bloßem Auge nicht erkennbar sind, aber bei der Feinstellung, dem Regulieren, Schwierigkeiten machen können. Bei diesen komplexen Zeitmessern ist höchste Sorgfalt notwendig.“

„DAS TOURBILLON KANN ZU LAUFEN BEGINNEN“

Ist das Tourbillon wieder zusammengebaut, geölt und als funktionsreif befunden, unterzieht man es noch einer Reihe von Tests, aber mit blockiertem Drehgestell, so dass es wie der Zeitteiler eines einfachen Uhrwerks funktioniert. „Wir messen die Ganggenauigkeit und die Amplitude in den sechs Standardpositionen“, präzisiert Christophe. „Außerdem nehmen wir akustische Messungen mit elektronischen Apparaten des Witschi-Typs für die Prüfung der Hemmung und der dynamischen Ausgewogenheit des Regulierorgans vor. Deren Daten erlauben uns, den Gang des Tourbillons endgültig zu regulieren. Das geschieht, indem wir die goldenen Schrauben auf der Unruh verstellen, was deren Trägheitsmoment erhöht oder verringert. Da diese Retouchen ebenfalls nur visuell erfolgen, darf uns da nicht der geringste Fehler unterlaufen.“ Abschließend erfolgt die nicht weniger heikle letzte Operation, der Einbau des Tourbillons in sein definitives, diamantiertes Lager im Uhrwerk. Getragen wird das Gestell vom Trieb des Sekundenrads, und zwar auf einem Schraubengewinde von 0,30 Millimetern. „Nun kann das Tourbillon zu laufen beginnen, das ist jeweils ein erhebender Augenblick“, unterstreicht Gérard mit breitem Lächeln. „Jetzt wird der Gang des Werks erneut in den erwähnten sechs Positionen kontrolliert, und dann gilt es noch die ,Einlaufzeit‘ einzuhalten, in der sich das Kaliber stabilisiert. Das Anfügen

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„Was man in unseren Berufen nie vergessen darf, ist die TATSACHE, DASS WIR IN EINEM TEAM arbeiten, in dem das erste Glied ebenso wichtig ist wie das letzte.“

der verschiedenen Varianten erfolgt nachher, doch das sind einfachere Operationen. Aufpassen müssen wir vor allem beim Ölen der Reibungspunkte. Das Ganze wird schließlich in Le Sentier in der sogenannten Zertifizierungsphase während rund einer Woche validiert.“

Gérard und Christophe montieren auch die Karus selle von Blancpain mit praktisch denselben Montageverfahren. Christophe: „Die Arbeit ist sehr ähnlich. Aber weil diese Konstruktion mehr Einzelteile hat, brauchen wir dafür etwas mehr Zeit. Andererseits wird das Karussell in Uhren mit mehr ,Luft‘ montiert und der Drehkäfig ist höher, so dass die Aufgabe auch etwas leichter ist als beim extraflachen Tourbillon. Je stärker etwas miniaturisiert ist, desto größer werden die Schwierigkeiten beim Montieren und Regulieren. Der einzige offenkundige Unterschied beim Karussell ist, dass das Feinstellen auf traditionelle Weise erfolgt, mit der Kontrolle der täglichen Gangabweichungen anhand einer Mutteruhr. Denn die erwähnten akustischen Messungen werden durch die höheren Eigen geräusche des Karussells gestört.“

Anders als man es sich möglicherweise vorstellt, werden die Uhrenmechanismen bei Blancpain ständig weiterentwickelt, selbst die kompliziertesten. Die nächste Phase bei den Tourbillons betrifft den Einsatz von Silizium, zunächst bei der Spiralfeder, dann für die Ankergabel und das Hemmungsrad. Denn die Manufaktur beherrscht diese Technologie inzwischen perfekt. „Tatsächlich haben wir bereits mit mehreren Kalibern Tests durchgeführt, jedoch nicht bei diesem Tourbillon“, präzisiert Mustapha Ahouani. „Davon abgesehen ist das Kaliber 2322 Tourbillon Carrousel bereits mit zwei Silizium-Spiralfedern ausgestattet. Das ist zweifellos die Zukunft, denn dieser Werkstoff garantiert eine bessere Gangstabilität und ist vor allem amagnetisch. Der Einsatz von Silizium ist für uns eine Phase der Weiterentwicklung und Verbesserung der Kaliber. Und unsere Uhrmacher sind bereit für diese Herausforderung.“

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RÜCKBLICK UND AUSBLICK

Auch Gérard und Christophe kennen die neuen Herausforderungen, die das schwieriger zu manipulierende Halbmetall Silizium an sie stellen wird. Doch mit ihrem bisherigen außergewöhnlichen Leistungsausweis sehen sie dieser Neuerung eher gelassen entgegen. „Eine Werkstatt für Komplikationen ist sowieso in ständiger Bewegung und Entwicklung“, erklärt Christophe. „Es wird uns also nie langweilig. Schließlich ist es der Traum jedes Uhrmachers, an derart komplizierten Zeitmessern arbeiten zu können. Das ist zwar nicht immer einfach, aber um so befriedigender, wenn wir diese erlesenen Stücke abliefern können!“ Und Gérard doppelt nach: „Es ist ja so, dass der Endkunde mit seiner Uhr auch gleichzeitig ein Know-how erwirbt, ein Produkt, das ihm Einblick in die Geschichte der Zeitmessung bietet. Zwar haben sich die mechanischen Bearbeitungstechniken seit der Zeit von Abraham-Louis Breguet beträchtlich geändert, aber wir sind noch immer seine direkten Erben, indem wir dieselben Grundsätze der Feinuhrmacherei befolgen und weiterführen.“

Einhalten der Verfahren, unablässiges Überprüfen, peinlichste Sorgfalt, Respekt vor der Arbeit ihrer Kollegen in der vorhergehenden Komponentenproduktion, Streben nach optimaler Qualität und vor allem die unerlässliche Ruhe und sichere Hand … All diese Eigenschaften stellen die beiden Uhrmacher bei der Bewertung des Geschaffenen in den Vordergrund. „Wir stehen am Ende einer Kette, in der Zeitmesser mit hoher Wertschöpfung gefertigt werden“, meint Gérard abschließend. „Im Wissen darum gilt es, unsere Erfahr ung in den Dienst dieses letzten Glieds zu stellen. Was man in unseren Berufen nie vergessen darf, ist die Tatsache, dass wir in einem Team arbeiten, in dem das erste Glied ebenso wichtig ist wie das letzte.“ In der Ruhe des Vallée de Joux hat die Blancpain-Werkstatt für Komplikationen zweifellos die Voraussetzungen gefunden, um Ausnahmeuhren zu fertigen.


HERAUSGEBER
Blancpain SA
Le Rocher 12
1348 Le Brassus, Schweiz
Tel.: +41 21 796 36 36
www.blancpain.com
pr@blancpain.com


PROJEKTMANAGEMENT
Christel Räber Beccia


CHEFREDAKTION
Christel Räber Beccia
Jeffrey S. Kingston


AUTOREN DIESER AUSGABE
Laurent Ballesta
Michel Jeannot
Yves Junod
Jeffrey S. Kingston
Pierre Thomas


ÜBERSETZUNG
Redaktionsbüro R. und C. Schnieper, Sion

 

KONZEPT, GRAFIK-DESIGN, VERWIRKLICHUNG
TATIN Design Studio Basel GmbH
www.tatin.info


ART DIRECTION
Marie-Anne Räber
Oliver Mayer


FOTOLITHOGRAFIE
Sturm AG, Muttenz, Schweiz


FOTOGRAFEN / ILLUSTRATOREN
Laurent Ballesta
Lisa Besset
Blancpain
Lionel Deriaz
Claudy Iannone / Imagine Action
Claude Joray
Yves Junod
Alban Kakulya
Lausanne Palace & Spa
Arno Murith
Joël Von Allmen

Erscheinungsdatum: August 2013

 

 

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