Kapitel 7
Drei neue Blancpain-Kalenderuhren mit je anderer Interpretation der Datumanzeige.
Überlegen Sie mal, welche uhrmacherischen Komplikationen am häufigsten verwendet werden. Sicherlich nicht die Wecker, ohne diese raffinierten Mechanismen geringschätzen zu wollen (schließlich wachen wir nur einmal am Tag auf, vielleicht zweimal, wenn Sie sich den Luxus eines Nachmittagsschläfchens gönnen können); auch nicht die Chronographen (es sei denn, Sie widmen sich den ganzen Tag dem Timing von Risotto… bitte genau 16 Minuten!) oder die Repetieruhren (die ihre bezaubernden Glockenspiele wahrscheinlich nicht öfter als ein paar Mal am Tag ertönen lassen) und die GMT-Modelle (wer durchquert schon jeden Tag mehrere Zeitzonen, von den Besatzungen von Interkontinental-Airlinern einmal abgesehen). Nein, man darf annehmen, dass am häufigsten Datumanzeigen konsultiert werden.
Bei Blancpain ist man sich der Nützlichkeit und Bedeutung von Kalenderangaben bewusst, weshalb die Manufaktur aus Le Brassus an der Baselworld 2017 erstmals drei Uhren aus der Villeret-Kollektion mit verschiedenen Formen der Datumanzeige präsentiert hat: die Villeret Jour-Date, die Villeret Semainier Grande Date 8 Jours und die Damenuhr Villeret Quantième Phases de Lune. Jede bietet die Möglichkeit, diese Information anzuzeigen: in einem Fensterchen neben dem Wochentag, in einem Fenster mit großen Ziffern oder mit einem Zeiger.
Tag/Datum-Fenster: Die Kollektion Villeret ist die traditionellste Linie von Blancpain mit einer Ästhetik, die zeitlose Eleganz und Verfeinerung verkörpert. Die neue Villeret Jour-Date spiegelt diese Werte wider und verbindet die typischen Designelemente der Kollektion – Doppelreif- oder Double-Pomme-Lünette, römische Ziffern und flaches Gehäuseprofil – mit einer dezenten Anzeige des Wochentags und des Datums im Doppelfenster bei 3 Uhr. Die Darstellung von Tag und Datum fügt sich perfekt in das Layout des Zifferblatts ein, wobei die Harmonie der römischen Ziffern und des Unterzifferblatts für die kleine Sekunde voll erhalten bleibt. Gleichzeitig ist die gute Ablesbarkeit sichergestellt. Der Wochentag wechselt um Mitternacht augenblicklich oder springend, jener des Datums halbspringend. Um die glatten, feinen Flanken des Gehäuses nicht durch Korrektornuten zu verunstalten, stellt man den Wochentag und das Datum über die Krone ein.
Angetrieben wird die Villeret Jour-Date durch das automatische Manufakturkaliber 1160 DD von Blancpain. Dank seinen beiden Federhäusern verfügt es über eine Gangreserve von 72 Stunden. Wie sämtliche Uhrwerke der Blancpain-Kollektionen ist auch das 1160 mit einer rückerfrei schwingenden Unruh mit Trägheitsregulierung und Siliziumspiralfeder ausgestattet. Diese Kombination steigert nicht nur die Präzision des Uhrwerks, sondern auch seine Robustheit. Das Uhrwerk ist dem Stil der Kollektion Villeret entsprechend angliert, perliert und mit Côtes de Genève verziert. Es kann zusammen mit seiner Gelbgold-Schwingmasse und ihrem BienenwabenGuillochis durch den transparenten Gehäuseboden bewundert werden. Eingeschalt ist die Villeret JourDate in ein 40-Millimeter-Edelstahlgehäuse.
Großdatum: Die Villeret Semainier Grande Date 8 Jours bietet eine völlig andere Interpretation der Datumfunktion, beginnend mit dem Datum selbst. Für ultimative Lesbarkeit sorgt die Datumanzeige mit ihren großen Ziffern in einem Doppelfenster über 6 Uhr. Wie bei den anderen Großdatumanzeigen von Blancpain springen die Ziffern hier augenblicklich um Mitternacht.
Neben der großen Datumanzeige bietet die Villeret Semainier zwei zusätzliche kalendarische Komplikationsmechanismen. Die namengebende Wochenanzeige – Semainier heißt soviel wie Wochenkalender – erfolgt mit einem Serpentinzeiger. Diese Zeiger greifen auf eine zweihundertjährige Uhrmachertradition zurück und wurden historisch entwickelt, um die Unterscheidung zwischen Zeigern für die Angabe von Zeiteinheiten und solchen für zusätzliche Indikationen zu erleichtern. Aus diesem Grund hat Blancpain für die Villeret Semainier einen elegant geschwungenen und gebläuten Serpentinzeiger aus der Mitte verwendet, der auf die Wochenziffern auf dem Umfang des Zifferblatts außerhalb der römischen Stundenziffern weist. Damit hebt er sich deutlich von den aus Rotgold gefertigten großen Zeigern für die Zeitanzeige aus der Mitte ab. Im Villeret-Stil sind der Stunden- und der Minutenzeiger mit ihrer schlanken Blattform dezent durchbrochen gearbeitet, genauso wie das JB-Signet als Gegengewicht der großen Sekunde.
Kennern wird vielleicht sofort auffallen, dass auf dem Zifferblatt der Villeret Semainier 53 Wochen aufgeführt sind. Es ist ein häufiger Irrtum vieler Menschen und leider auch einiger Uhrenhäuser, von der Annahme auszugehen, ein Jahr habe immer 52 Wochen. Tatsächlich haben jedoch viele Jahre 53 Wochen. Dazu ein kurzes technisches Briefing. Die allgemein als ISO bekannte Internationale Organisation für Normung hat tatsächlich eine Norm, die ISO 8601, für die Wochennummern im Jahreslauf herausgegeben. Gemäß diesem Standard ist Woche 1 des Jahres die erste Woche im Januar mit einem Donnerstag, der sich am nächsten beim 1. Januar befindet. Als letzte Woche des Jahres gilt jene mit einer Mehrheit von Dezembertagen, und der letzte Tag ist der Sonntag, der dem 31. Dezember am nächsten kommt. Wendet man diese Definitionen der Norm an, finden sich in jedem 400-Jahres-Zyklus des heute geltenden Gregorianischen Kalenders nicht weniger als 71 Jahre mit 53 Wochen, also ungefähr jedes fünfte. Beispiele hierfür sind 2012, 2017, 2023, 2028, 2034.
Als zusätzliche kalendarische Angabe verfügt die Villeret Semainier über die Anzeige des Wochentags – ebenfalls mit einem gebläuten Zeiger – im Unterzifferblatt bei 9 Uhr.
Sämtliche Kalenderindikationen der Villeret Semainier werden mit den exklusiven und von Blancpain patentierten Korrektoren unter den Bandanstößen eingestellt. Meist richtet man Kalenderanzeigen mit Hilfe von Korrektoren, die in kleinen Nuten in den Gehäuseflanken untergebracht sind. Dazu benötigt man jedoch ein spezielles Instrument oder zumindest irgendeinen spitzen Stift. Dank den Korrektoren unter den Bandanstößen kann Blancpain auf diese beiden nachteiligen Eigenschaften verzichten. Statt die Gehäuseflanke mit Vertiefungen zu verunstalten, sind die Korrektoren unter den Anstößen verborgen, so dass die Seitenprofile vollkommen blank bleiben. Dieses System von Blancpain bietet zusätzlich zum optimalen Erscheinungsbild der Uhr einen weiteren Vorteil dank seiner Benutzerfreundlichkeit: Die Anzeigen können ohne irgendein Instrument mit der Fingerspitze eingestellt und nötigenfalls korrigiert werden. Der Korrektor unter dem 11-Uhr-Anstoß steuert den Zeiger des Wochentags, jener bei 1 Uhr den Serpentinzeiger für die Wochen. Das Großdatum wird über die Krone gerichtet.
Motor der Villeret Semainier Grande Date 8 Jours ist das Manufakturkaliber 3738G2. Dieses Automatikwerk erreicht dank drei Federhäusern die außergewöhnliche Gangreserve von 8 Tagen. Wie dasjenige der Villeret Jour-Date ist es mit einer rückerfrei schwingenden Unruh mit Trägheitsregulierung und Siliziumspiralfeder ausgestattet. Außerdem ist die Unruh aus Titan gefertigt und Gegenstand eines weiteren Patents. Die Bicolor-Schwingmasse ist ebenfalls mit einem Bienenwaben-Guillochis verziert.
All diesen Kalenderanzeigen verleiht das makellos weiße Zifferblatt aus Grand-Feu-Email einen besonderen Reiz. Dessen Herstellung ist besonders anspruchsvoll, da das Email in mehreren Durchgängen bei der sehr hohen Temperatur von 800 Grad eingebrannt wird, genauso wie die römischen Ziffern und das Blancpain-Logo. Das Ergebnis rechtfertigt den Aufwand, wird doch mit diesem althergebrachten Verfahren eine einzigartige Fülle und Tiefe des Emailschmelzes erreicht.
Das Uhrwerk ist in ein 42-Millimeter-Rotgoldgehäuse eingeschalt, das mit einem handgenähten Alligatorband mit Rotgold-Faltschließe ausgestattet ist.
Datumzeiger: Mit der Damenuhr Villeret Quantième Phases de Lune, die sowohl in Rotgold als auch in Edelstahl angeboten wird, präsentiert Blancpain eine dritte Variante der Datumanzeige. Die 31 Tage der langen Monate sind in einem Kranz unmittelbar innerhalb der Stundenteilung mit ihren Diamantindexen und den vier aufgesetzten römischen Ziffern angeordnet. Ein Zeiger mit roter Halbmondspitze weist auf das aktuelle Datum. Diese Art der Datumanzeige ist geradezu ein Markenzeichen von Blancpain, da sie im kompletten Kalender der ersten Mondphasenuhr der Manufaktur aus Le Brassus Premiere hatte – der in den frühen 1980er Jahren erschien – und seither ununterbrochen in den Kollektionen für Männer und Frauen zu finden ist. Die Mondphase über 6 Uhr wird in den Herrenmodellen mit dem sprichwörtlichen Mann im Mond angezeigt, in diesem Fall ersetzt durch eine offenbar schlafende Frau im Mond mit diskretem Schönheitsfleck auf der Wange.
Zwei der Versionen aus Edelstahl greifen eine Innovation wieder auf, deren Wurzeln ein halbes Jahrhundert zurückreichen und sich im Ladybird-Erbe von Blancpain finden. Bei der Ladybird, die 1956 auf den Markt kam, hatte die Manufaktur Pionierarbeit für die Entwicklung eines Systems von austauschbaren Armbändern geleistet. Da diese einfach durch einen Schlitz in der Rückseite der Uhr geführt wurden, konnte die Trägerin problemlos und schnell ein Band auswählen, dessen Farbe und Stil zur Kleidung und Stimmung passten, sofern sie über genügend Bandvarianten verfügte. Ein ähnliches System kommt bei diesem Modell zur Anwendung. Statt jedoch das Armband an einem Stück durch einen Schlitz im Gehäuseboden zu führen – was ein deutlich höheres Profil der Uhr voraussetzen würde –, entwickelte Blancpain ein einfaches System mit SchnellspannFederstegen, welche die beiden Armbandteile zwischen den Bandanstößen fixieren. Durch Ziehen an den Federstegen mit dem Finger können die Bandteile aus den Anstößen gelöst werden. In umgekehrter Reihenfolge kann man die Teile des gewünschten andersfarbigen Armbands einsetzen.
Mit diesem praktischen Wechselsystem wird die neue Villeret Quantième Phases de Lune als vollständiges Ensemble angeboten. Seine Holzschatulle enthält die Uhr und fünf verschiedene Armbänder, die dem Modell jedes Mal einen anderen Touch verleihen: drei Alligatorlederbänder in den Farben Blau, Rot und Schwarz sowie ein Band aus weißem Straußenleder und ein schwarzes Satinband. Dieser Zeitmesser steht in Modellen ohne Schmuckbesatz oder mit Diamanten auf der Lünette und dem Zifferblatt zur Verfügung: beide sind entweder mit dem Wechselsystem für fünf Armbänder oder nur mit einem Armband nach Wahl lieferbar.
Die neue Villeret Quantième Phases de Lune ist mit dem hauseigenen Kaliber Blancpain 913 ausgestattet, das im Jahr 2015 eingeführt worden war. Die Manufaktur ist fest davon überzeugt, dass die technische Perfektion ihrer Uhrwerke für Herren- und Damenmodelle gleichwertig sein muss. Deshalb verfügt auch das Kaliber 913 über eine rückerfrei schwingende Unruh mit Trägheitsregulierung und Siliziumspiralfeder. Auch in technischer Hinsicht ging man bei diesem Kaliber neue Wege, indem die Konstrukteure den Automatikaufzug direkt in das Werk integrierten, statt ihn mit einer separaten Brücke einzubauen. (Für weitere Einzelheiten siehe dazu Ausgabe Nr. 17 der Lettres du Brassus.)
Drei Premieren an der Baselworld und drei bemerkenswerte Interpretationen der so wichtigen Datumanzeige.
HERAUSGEBER Marc A. Hayek PROJEKTMANAGEMENT CHEFREDAKTION AUTOREN DIESER AUSGABE ÜBERSETZUNG UND BEARBEITUNG KORREKTORAT |
GRAFIK-DESIGN UND REALISATION ART DIRECTION FOTOLITHOGRAFIE PREPRESS UND DRUCK FOTOGRAFEN UHREN ANDERE FOTOGRAFEN UND ILLUSTRATOREN
Erscheinungsdatum: Februar 2018 |