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Kapitel 8

MOKARRAN

Eine Expedition zum Schutz des Großen Hammerhais und eine Bathyscaphe-Uhr, die dieser Aufgabe gewidmet ist.

Autoren der Kapitel

ROGER RÜEGGER

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ROGER RÜEGGER
MOKARRAN
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Ausgabe 21 Kapitel 8

Der CEO von Blancpain, Marc A. Hayek, ENGAGIERT SICH PERSÖNLICH für die Bemühungen der Mokarran Protection Society.

Blancpain ist nicht nur seit langem eng mit der Geschichte des Tauchens und der Unterwasserforschung verbunden, sondern setzt sich auch für den Schutz der Artenvielfalt in den Ozeanen ein. Das 2014 gegründete Blancpain Ocean Commitment (BOC) ist ein einzigartiges Programm, das zum Erfolg vieler Umweltinitiativen beigetragen hat (einige davon unterstützte Blancpain bereits vor der Einführung des BOC). Ein aktuelles Beispiel ist das Projekt der Mokarran Protection Society zur Erforschung und Identifizierung der Großen Hammerhaie in Französisch-Polynesien, um die Grundlagen für wirksamere künftige Schutzmaßnahmen zu schaffen. Die diesem Projekt gewidmete Uhr war die Fifty Fathoms Bathyscaphe mit grünem Zifferblatt und passender Lünette, limitiert auf 50 Exemplare (Ref. 5005-0153-NAB A). Sie ist auch die erste Version der Blancpain Bathyscaphe mit 43,6 mm Gehäusedurchmesser ohne Anzeige des Datums.

Die Uhrenmanufaktur Blancpain ist seit ihren Anfängen Mitglied der Tauchergemeinschaft: Der am 25. Mai 1927 geborene Jean-Jacques Fiechter, von 1950 bis 1980 Blancpain-Generaldirektor und selbst ein begeisterter Taucher, erkannte als einer der ersten, dass Taucher neben Maske, Flossen, Tiefenmesser und Sauerstoffflasche auch ein zuverlässiges Zeitmessgerät benötigten, das die Tauchzeit auf einen Blick anzeigt. In den 1950er Jahren begann Fiechter eine Uhr zu entwickeln, die 1953 als Fifty Fathoms auf den Markt kam. Er verwirklichte dabei neue Ideen für den Gehäuseboden und die Kronendichtung, um den automatischen Zeitmesser besser vor dem konstanten Wasserdruck zu schützen, was zu Patenten für beide Konzepte führte. Da außerdem damals manuelle Chronographen noch nicht unter Wasser verwendet werden konnten, führten Fiechter und sein Team die ikonische einseitig drehbare Lünette ein, dank der der Träger sicher sein konnte, die unter Wasser verbrachte Zeit richtig abzulesen, weil sie ein unabsichtliches Verstellen in die falsche Richtung verunmöglichte. Da Berufstaucher ein vergleichsweise begrenztes Marktpotenzial darstellten, sollte die immer beliebter werdende Kategorie der Sporttaucher der Schlüssel zum kommerziellen Erfolg des Modells werden: „Die Bathyscaphe ermöglichte in der Folge einem neuen Publikum, mit dem Tauchen in Berührung zu kommen und die Unterwasserwelt zu entdecken“, erinnerte sich Fiechter 2013, als Blancpain anlässlich des 60-Jahr-Jubiläums der Kollektion Fifty Fathoms das erste Modell der aktuellen Bathyscaphe lancierte. Und sichtlich gerührt ergänzte er: „Es ist fast ein Wunder, dass ich 60 Jahre später einen anderen Tauchbegeisterten an der Spitze des Unternehmens finde.“

Marc A. Hayek (geboren am 24. Februar 1971) scherzte einmal, wenn er die Wahl hätte, wäre er „lieber unter Wasser als bei Sitzungen“. Als Präsident und CEO von Blancpain sowie begeisterter Taucher hatte er im Anschluss an die limitierte Edition zum 50-Jahr-Jubiläum von 2003 bereits 2007 erfolgreich die aktuelle Generation der Fifty Fathoms lanciert, in der mit dem Kaliber 1315 auch ein neues Manufakturwerk mit 5 Tagen Gangreserve zum Einsatz kam. Auf die Wiedergeburt der Bathyscaphe im Jahr 2013 folgte 2014 das Programm Blancpain Ocean Commitment mit der Fifty Fathoms Bathyscaphe Chronographe Flyback Ocean Commitment I (Ref. 5200-0240-52A), die vom neuen Uhrwerk F385 angetrieben wird und erstmals in ein Hightech-Keramikgehäuse eingeschalt ist.

Nach dem Erfolg dieser Uhr doppelte Blancpain 2016 mit dem Bathyscaphe-Chronographen Ref. 5200-0310-G52A mit blauem Keramikgehäuse nach und stellte 2018 den dritten BOC-Zeitmesser (Ref. 5008-11B40-52A) vor. Jede der drei Editionen ist auf 250 Stück limitiert, und für jede Uhr der Serie wurde zusätzlich zur jährlichen Finanzierung des BOC-Programms durch Blancpain eine Spende von 1000 Euro geleistet. Jeder Käufer dieser begehrten Uhr in limitierter Auflage erhielt zudem eine Mitgliedschaft im Blancpain Ocean Commitment Circle. Diese bietet exklusive Vorteile sowie Einladungen zu privaten BOC-Konferenzen und Veranstaltungen im Zusammenhang mit aktuellen wissenschaftlichen Expeditionen, die von Blancpain unterstützt werden.

Obwohl die noch exklusivere Mokarran Limited Edition (Ref. 5005-0153-NAB A) offiziell keine BOC-Edition ist, beschloss Blancpain, den Verkauf dieses Modells mit einem Zugangscode zum BOC-Zirkel und einem gerahmten Foto der zugehörigen Mission zu begleiten. Diese Elemente stellten einen weiteren Schritt dar, damit das Bewusstsein der Öffentlichkeit geschärft und das erklärte Ziel der Marke, einen Beitrag zum Schutz einer möglichst intakten Meereswelt zu leisten, erreicht werden kann.

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Es überrascht nicht, dass Haie im Leben und in der Kultur der polynesischen Bevölkerung ständig präsent sind. Deren Vorfahren, die Maohis, lebten in Harmonie mit dem Ma'o (der tahitianische Name für den Großen Hammerhai ist „Ma'o tuamata“).

Es überrascht nicht, dass Haie im Leben und in der Kultur der polynesischen Bevölkerung ständig präsent sind. Deren Vorfahren, die Maohis, lebten in Harmonie mit dem Ma'o (der tahitianische Name für den Großen Hammerhai ist „Ma'o tuamata“).

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Das Gleiche gilt für die neu gegründete Mokarran Protection Society: Ihr Präsident Jean-Marie Jeandel definiert die NGO als „Allianz der Fähigkeiten zum besseren Verständnis des Großen Hammerhais“. Das wachsende Team von Biologen, Informatikern und Tauchern arbeitet seit Dezember 2019 vom Tauchzentrum auf Rangiroa aus, das seit seiner Gründung im Jahr 2008 selbst verschiedene Meeresschutzprojekte unterstützt. Wie bei den früheren Projekten hat Blancpain dafür eine zusätzliche Spende von 1000 Dollar pro Uhr bereitgestellt.

Rangiroa, oft auch die „unendliche Lagune“ genannt, ist das größte Atoll des Tuamotu-Archipels, einer Gruppe von annähernd 80 Inseln und Atollen in Französisch-Polynesien, die eine der größten Atollketten der Welt bilden. Der Archipel erstreckt sich rund 220 Seemeilen nordöstlich von Tahiti und hat etwa 2500 Einwohner. Rangiroa gilt neben Fakarava auf den Tuamotu-Inseln als Top-Destination für Taucher: wegen des kristallklaren Wassers der Lagune und der vielfältigen Unterwasserfauna, die mehr als 800 Arten umfasst, einschließlich einer der weltweit höchsten Konzentrationen von Haien. Jacques-Yves Cousteau stufte Rangiroa als einen der „schönsten Tauchplätze der Welt“ ein. Ein Grund dafür ist, dass jede Flut in den beiden Durchgängen des Atolls, Tiputa und Avatoru, eine starke einlaufende und jede Ebbe eine starke auslaufende Strömung erzeugt. Drückt die Strömung in den Tiputa-Kanal, sammeln sich die Haie an seiner Mündung. Hier können neben Grauen Riff- und Schwarzspitzenhaien auch Tiger- und gelegentlich Hammerhaie sowie Riesenmanta- und Adlerrochen, Schildkröten, Muränen und ganze Barrakuda-Schulen beobachtet werden.

Große Hammerhaie haben von anderen Meerestieren außer Schwertwalen nichts zu befürchten, aber sie sind Opfer der Überfischung. Man fängt sie gezielt für den Haiflossen-Handel. Um die Art besser zu schützen, untersuchen Mitglieder der Mokarran Protection Society ihr Verhalten, ihre Wanderungsmuster, ihre Population und ihre Biologie, um die richtige Strategie für ihren Fortbestand umzusetzen.

Im Januar 2020 reiste der Präsident und CEO von Blancpain, Marc A. Hayek, nach Rangiroa in Französisch-Polynesien, wo er als freiwilliger Unterwasserfilmer an einer wissenschaftlichen Expedition zur Erforschung des Großen Hammer-hais (Sphyrna mokarran) teilnahm. Mit dieser ersten, zusammen mit der Mokarran Protection Society durchgeführten Mission sollte das Verhalten dieses großen Beutegreifers in freier Wildbahn beobachtet und gleichzeitig seine Population in den polynesischen Gewässern identifiziert und gezählt werden.

Der Große Hammerhai (Sphyrna mokarran) ist mit maximal gut 6 Metern Länge und über 450 Kilo Gewicht die größte der neun Hammerhai-Arten. Er kommt in den warmen tropischen Gewässern der Schelfmeere und Kontinentalsockel rund um den Globus vor. Der Große Hammerhai unterscheidet sich von den anderen Arten durch die beeindruckende Form seines breiten „Hammerkopfs“ mit einer fast geraden Vorderkante und durch seine sichelförmige hohe erste Rückenflosse. Hammerhaie haben ein Sinnesorgan für elektromagnetische Felder, und ihre weit auseinanderstehenden Augen sorgen für ein großes Sichtfeld. Als kraftvolle Schwimmer und solitäre Beutegreifer, denen allenfalls Schwertwale gefährlich werden, ernähren sich Hammerhaie von einer Vielzahl von Beutetieren, von Krebstieren und Kopffüßern bis hin zu Knochenfischen, kleinen Haien und Rochen. Im Gegensatz zu Bogenstirn-Hammerhaien (Sphyrna lewini) sind Große Hammerhaie Einzelgänger, die über weite Strecken wandern und dabei bis zu 750 Meilen allein zurücklegen.

Die Mokarran Protection Society, die hauptsächlich aus Freiwilligen besteht, arbeitet vor Ort mit der nichtinvasiven Technik der Laser-Fotogrammetrie. Sie besteht im Wesentlichen aus zwei parallelen Lasern und einer Digitalkamera, die ein Bild aufnimmt, um die Größe zu messen, jedes Individuum zu identifizieren und über längere Zeit zu verfolgen. Die Taucher bewegen sich mit Open-Circuit- und Rebreather-Ausrüstung gleichzeitig durch zwei verschiedene Bereiche von der Oberfläche bis in 70 Meter Tiefe. Bei der Annäherung an die Haie geht man vorsichtig und respektvoll vor, um die Auswirkungen der Taucher auf ihr Biotop zu minimieren. Diese Bemühungen werden die Grundlagen schaffen, um die Aktivitäten für den Schutz dieser Haie zu verbessern.

Marc A. Hayek unterstützte die Mokarran Protection Society persönlich mehrere Tage lang, wobei er seine eigene Kameraausrüstung und ein Kreislaufgerät benutzte. Kreislaufrecycler verlängern die mögliche Tauchdauer und maximale Tiefe ohne die Notwendigkeit des Einhaltens von Dekompressionsstufen enorm; außerdem erzeugen sie viel weniger oder überhaupt keine Blasen und fast keine Geräusche unter Wasser. Damit sind sie für Tauchgänge, wie sie hier beschrieben sind, viel geeigneter. Für Marc war es auch ein bisschen eine Rückkehr zu den Anfängen: „Als ich 2012 zum ersten Mal nach Rangiroa kam, habe ich mich sofort in diese prachtvollen Kreaturen verliebt. Gleichzeitig wurde mir klar, dass noch kaum etwas über diese Hammerhaie und ihr Verhalten bekannt ist. Im Gegensatz zu anderen Projekten, die wir in den letzten Jahren unterstützten, basiert dieses Projekt auf Freiwilligen und hat zum Ziel, das Wissen über den Großen Hammerhai zu vertiefen. Deshalb musste in einer ersten Phase dafür gesorgt werden, dass die Art in diesem Gebiet offiziell anerkannt und mittels einer Datenbank erfasst wird, auf der andere Wissenschaftler aufbauen können. Einige von ihnen sind bereits Teil des Teams, wie etwa Tatiana Boube, und ich freue mich sehr, dass ich sie alle durch dieses Projekt in einem frühen Stadium ihrer Karriere unterstützen kann.“ Und er ergänzte: „Es ist höchste Zeit, mit dieser Arbeit jetzt zu beginnen; anfänglich befürchtete ich, wir würden nur zwei oder drei verschiedene Haie finden. Jetzt sieht es so aus, als gäbe es doch mehr, wobei vieles beim Verhalten dieser Hammerhaie, was man als abgeklärt voraussetzte, noch einmal untersucht werden muss.“

 

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Marc Hayek hat jedoch auch eine viel persönlichere Beziehung zum Hammerhai: „Ich wollte nie Tauchlehrer werden, aber um mit der Kamera so tief zu kommen, musste ich mich als Tauchprofi zertifizieren lassen. Während meiner letzten Tauchprüfung hier in der Atollpassage vor ein paar Jahren begegnete ich dem größten Hammerhai, den ich je gesehen hatte. Er schwamm direkt neben uns, nahm Blickkontakt auf und verschwand dann in der Tiefe. Als ich die Bedeutung dieser Begegnung wirklich erkannte, fühlte ich mich, als hätte ich einen Initiationsritus erlebt. Ich bekam grünes Licht, hier zu tauchen, was sowohl eine Lektion in Demut als auch ein extrem bewegendes Erlebnis war.“

Die Edition Mokarran der Fifty Fathoms Bathyscaphe von Blancpain unterstützt nicht nur die Arbeit. Dieses Modell erweitert zudem die Kollektion mit seinem auffälligen grünen Zifferblatt durch eine neue Farbe. Der Keramikeinsatz im gleichen Ton auf der unidirektionalen Lünette ist mit Markierungen aus Liquidmetal® versehen, einem exklusiven Material, das in mehreren anderen Blancpain-Uhren sowie von weiteren Marken der Swatch Group verwendet wird. Der Leuchtpunktindex bei 12 Uhr ist eine originalgetreue Nachbildung desjenigen der ursprünglichen Fifty Fathoms der 1950er Jahre. Das 43,6-mm-Gehäuse besteht aus satinierter schwarzer Keramik mit abgeschrägten Bandanstößen und ist bis 300 Meter wasserdicht.

Das sonnenstrahlig polierte neue grüne Zifferblatt bringt die zentralen Stunden- und Minutenzeiger zur Geltung, die dem Design jener des ursprünglichen Modells entsprechen. Als Premiere bei den 43,6-mm-Versionen wurde auf das Datumfenster der früheren Modelle bei 4.30 Uhr verzichtet. Für Taucher ist der große zentrale Sekundenzeiger mit roter Spitze insofern nützlich, als sie auf einen Blick erkennen können, ob die Uhr funktioniert. Die Uhr ist mit dem Blancpain-Kaliber 1318 mit Automatikaufzug ausgestattet, einem robusten Uhrwerk mit 204 Komponenten, 35 Rubinen und hoher chronometrischer Leistung. Seine drei in Reihe geschalteten Federhäuser sorgen für die beeindruckende Gangreserve von 5 Tagen. Die Unruh des durch den Saphirboden sichtbaren Werks ist mit einer Spiralfeder aus Silizium ausgestattet. Dieses Halbmetall hat mehrere entscheidende Eigenschaften: Es ist dank geringer Dichte besonders leicht, außerdem sehr stoßfest und amagnetisch, was alles zu einer besseren Geometrie der Spiralfeder beiträgt und so den Isochronismus des Werks und letztlich die Ganggenauigkeit der Uhr optimiert.

Das Kaliber 1318 von Blancpain ist zudem mit einer Glucydur-Unruh mit goldenen Mikrometer-Regulierschrauben mit quadratischen Köpfen ausgestattet, die ein exaktes Einstellen erleichtern, was die Präzision ebenfalls erhöht. Die goldene Schwingmasse ist mit einer Hammerhai-Gravur verziert. Es überrascht deshalb nicht, dass die 50 Exemplare der Fifty Fathoms Bathyscaphe Mokarran Limited Edition schnell ausverkauft waren, denn eine Begegnung mit einem solchen Modell ist so selten wie das Tauchen mit einem Großen Hammerhai. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Manufaktur seit kurzem den markanten Grünton von Zifferblatt und Lünette in die Palette der Bathyscaphe Chronographe Flyback aufgenommen hat: Die mit einem Flyback-Chronographen ausgestattete Fifty Fathoms Bathyscaphe (Ref. 5200 0153 B52A mit Segeltuchband, Ref. 5200 0153 NABA mit NATO-Band) ist als unlimitiertes Modell erhältlich. Und die beste Nachricht von allen? Die Mokarran Protection Society konnte erste Schritte für den besseren Schutz einer stark bedrohten Haiart unternehmen – und damit die Chancen erhöhen, dass auch künftige Generationen von Tauchern ihr begegnen können.

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Ein Schutzgebiet für den GROSSEN HAMMERHAI

Im Dezember 2019 startete die in Rangiroa domizilierte Mokarran Protection Society die erste Phase einer umfassenden Verhaltensstudie des Großen Hammerhais (Sphyrna mokarran), der alljährlich (meist von Dezember bis März) das zweitgrößte Atoll der Welt durchquert. Die französische Meeresbiologin Tatiana Boube, Umweltingenieurin und wissenschaftliche Koordinatorin des Projekts, erklärt: „Der Große Hammerhai ist eine der ikonischsten Arten der Ozeane, aber weltweit immer noch wenig bekannt.“ Mit Hilfe von Laser-Fotogrammetrie und Fotoidentifikation machte sich das Team aus erfahrenen Tauchern und Meeresbiologen daran, die Konnektivität der Haie und ihre Wanderrouten zu erforschen. Das ist ein wichtiger Schritt, um geeignete Schutzmethoden für die Art in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet zu entwickeln und umzusetzen. Obwohl sie in Französisch-Polynesien geschützt sind, weiß man nur wenig über die vom Aussterben bedrohten Hammerhaie. Tatiana Boube weiter: „Was in Rangiroa passiert, hat etwas Geheimnisvolles an sich. Es ist neben den Bahamas weltweit die einzige Region, in der man diese vom Aussterben bedrohte Spezies antreffen kann. Dennoch wurde noch nie eine Studie durchgeführt, um zu verstehen, woher sie kommen und wohin sie gehen.“

Zusammenfassend gesagt, konnte man bis vor kurzem Polynesien als wichtige Region für die Ernährung und Fortpflanzung des Großen Hammerhais betrachten. Dazu nochmals Tatiana Boube: „Da wir bei Null anfingen, bestand das Hauptziel der ersten Saison darin, eine umfassende Beschreibung der Populationsmerkmale in Bezug auf das Verhältnis zwischen Männchen und Weibchen, die Populationsgröße (Anzahl der verschiedenen Individuen, die während der Saison beobachtet wurden), die Geschlechtsreife der Individuen (erkennbar an der Größe der Tiere) sowie die saisonale Standorttreue zu erhalten (werden die Individuen in einem bestimmten Gebiet während der gesamten Saison beobachtet – ein mögliches Zeichen für Standorttreue –, oder machen sie nur einen Zwischenstopp auf ihrer Migrationsroute?). Wir untersuchten auch mögliche Umweltfaktoren und deren Einfluss auf die Beobachtungen von Großen Hammerhaien in der Atollpassage.“

Zwischen Januar und Februar 2020 verbrachte das Tauchteam der Non-Profit-Organisation mehr als 300 Stunden unter Wasser (bis zu einer maximalen Tiefe von 70 Metern), um die Tiere aufzuspüren, zu beobachten und zu registrieren. Das ultimative Ziel war, eine umfassende Datenbank mit Fotos und detaillierten Beschreibungen jedes Individuums zu erstellen. „Wir haben uns auf bestimmte Körpermerkmale der Haie verlassen, um sie zu unterscheiden, etwa beschädigte Flossen oder bestimmte Pigmentierungen und Muster“, erklärt Boube. Die Laser-Fotogrammetrie lieferte gleichzeitig die genauen Maße jedes Hais aus der Entfernung. Jeder identifizierte Fisch hat nun seine eigene ‚Identitätskarte‘, die es uns ermöglicht, Individuen, die in der Atollpassage beobachtet werden, das ganze Jahr und besonders während der nächsten Hochsaison zu vergleichen. Wir können dann abschätzen, wo sie sich die meiste Zeit aufhalten.“

In der ersten Phase des Projekts wurden 135 Unterwasserbegegnungen registriert, von denen 63 nahe genug waren, um genaue Messdaten zu erhalten. Anhand dieser Arbeit konnten insgesamt 29 Individuen erfasst werden. Überraschenderweise wurden nur vier von ihnen während der ganzen Saison erneut gesehen, was darauf hindeutet, dass nur wenige der Großen Hammerhaie die Saison in diesem Gebiet verbringen, während die meisten das Atoll nur als Teil einer viel größeren Migrationsroute zu durchqueren scheinen. Tatiana Boube: „Obwohl noch nicht abgeklärt ist, ob sie auf ihrer Wanderung die polynesischen Gewässer verlassen, wissen wir [jetzt] entgegen den Berichten lokaler Tauchlehrer, dass es nicht fünf oder zehn, sondern mindestens 29 saisonale Bewohner waren. Es handelte sich zudem nur um geschlechtsreife Weibchen, von denen die meisten eine geringe Standorttreue zu zeigen schienen. Offenbar bleiben sie nicht länger als einen Monat oder ein paar Tage in der Gegend.“

Gestützt auf diese für den Schutz des Großen Hammerhais wichtigen Informationen, kehrte das Team für die zweite Phase des Projekts an den Standort Tiputa zurück. Tatiana Boube erklärt: „Aus wissenschaftlicher Sicht will das Team die in der letzten Saison durchgeführten Identifizierungsarbeiten (Geschlechterverhältnis, Anzahl der Individuen, Größe) über einen längeren Zeitraum vervollständigen und neu auswerten. Wir untersuchen die Möglichkeit eines potenziellen mehrjährigen Aufenthalts, wenn die Individuen der letzten Saison wieder beobachtet werden.“ Gleichzeitig erforscht das Team nun auch kleinräumige Wanderungen zwischen Rangiroa und Tikehau (einem etwa 65 Kilometer von Rangiroa entfernten Atoll), indem es die gleiche Identifizierungsarbeit durchführt: „Wenn es eine Übereinstimmung gibt, wäre das der Beginn eines Migrationsmusters.“

Das Team interviewte auch lokale Führer und Fischer. Da sie das ganze Jahr im Atoll herumsegeln, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, haben sie möglicherweise wichtige Informationen über die für die Arten lebenswichtigen Lebensräume, etwa die Orte, wo sie jagen, sich paaren, ihre Jungen gebären oder sich versammeln. Die Mokarran Protection Society wird dann all dieses lokale Wissen zusammentragen, um möglichst sämtliche Fragen, warum die Großen Hammerhaie zu dieser Jahreszeit hier eintreffen, beantworten zu können.

Für Boube ist das langfristige Ziel klar: „Wir wollen ihre wichtigsten Lebensräume bestimmen und ihre Wanderrouten verfolgen, um herauszufinden, ob sie die polynesischen Gewässer während ihres Lebenszyklus verlassen oder nicht. Da Haie hier in Französisch-Polynesien dank dem Haifangverbot generell geschützt sind, würde dies bedeuten, dass das Gebiet ein globales Reservoir für diese Art darstellt. Mit den richtigen Managementmaßnahmen könnte Polynesien ein echtes Schutzgebiet für den Großen Hammerhai werden.“ Und sie ergänzt: „Dank der Unterstützung von Blancpain konnten wir zuverlässige wissenschaftliche Techniken einsetzen (Laser-Fotogrammetrie bei OC- und CCR-Tauchgängen), die für das Studium dieser Art unter den Tauchbedingungen von Rangiroa unerlässlich sind. Insgesamt ermöglichte dieser Beitrag dem Verein, sich für seine erste Beobachtungskampagne, die unerwartete wissenschaftliche Ergebnisse brachte, zu organisieren und die Arbeit während seiner zweiten Mission fortzusetzen.“

MOKARRAN

Kapitel 09

Blancpain-Imaginist LITERATURPREIS

Blancpain hat einen Preis für herausragende Literatur gegründet.

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LEUNG MANTAO
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